Sendetipp:
Mittwoch, 05. Januar von 15 - 16 Uhr
WortWellen
Vor zehn Jahren, pünktlich mit dem neuen Jahrtausend ging die Literatursendung WortWellen auf Sendung.
Wie in unserer legendären Pilotsendung hat Arnim Reinert heute das Wort, seines Zeichens „Anwalt der verbrannten Dichter", ab 17. Januar fünfundachtzig Jahre alt und kein bisschen zimperlich. Mit sich nicht, mit den geistlosen Literaturvernichtern aller Zeiten noch weniger.
Wie schrieb die Frankfurter Rundschau vor zehn Jahren: „Was er will, ist, dass ‚diese ungeheure Menge bedeutender Schriftsteller' nicht vergessen wird. ‚Kein zweites Mal vergessen', müsse es heißen, denn den Wunschtraum der Nazis habe die Bundesrepublik erfüllt. Die überwiegend linksradikalen Schriftsteller hätten nicht mehr in die westdeutsche Landschaft gepasst. Reinert geht es jedoch nicht um eine politische Aufwertung dieser Literatur. ‚Wat is det für ne herrliche Sprache!' platzt es aus ihm über den schwierigen Hermann Broch. ‚Da kann man doch richtig drin baden!'" Na dennma rinn mit Köpper!
WortWellen sendet jeden 1. Mittwoch im Monat von 15-16 Uhr auf radio x.
Die WortWellen Themen haben in irgendeiner Form mit Texten, Literaten, Literaturtheorien oder aktuellen Berichten aus der Literaturszene zu tun: Vorstellen 'neuer Schriftsteller', Buchmessen, Lesungen, Medien, Literaturtheoretisches, Hörbuchbesprechungen, literaturphilosophische Themen, Interviews und vieles mehr.
Redaktion WortWellen
Zehn Jahre WortWellen
Die ganze Bucht der Literatur
„Literatur im dritten Jahrtausend" nennt sich die Sendung im Untertitel. Klotzig, nur mit dem Zeitpunkt erklärbar, zu dem man auf Sendung ging: Januar 2001 – für die Kalenderfesten der erste Monat des neuen Jahrtausends.
Die ersten „WortWellen" feierten gleich noch ein Jubiläum: fünfundsiebzig Jahre Arnim Reinert. Dem „Anwalt der verbrannten Dichter", der mit Rezitationen die von den Nazis verbotenen Schriftsteller präsentiert, war die Pilotsendung gewidmet. Die Verbindung blieb bestehen. Zum Jubiliäum bringen die WortWellen ein Interview mit dem unermüdlichen, bald fünfundachtzigjährigen Reinert, einem Berliner, der als Kind von der elterlichen Wohnung aus den Reichstag brennen sah.
Die Palette der Themen, die die Gründer Ewart Reder und Joachim Durrang in der Sendung anschnitten, war von Beginn an breit. Lesungen wechselten mit Autorengesprächen, Rezensionen, Porträts, Radioessays und Features etwa zum drohenden Wegzug der Buchmesse aus Frankfurt oder zu manipulativen Tendenzen der Massenmedien. Ein solches ist das Frankfurter radio x nur bedingt, das die WortWellen an jedem ersten Mittwoch des Monats ausstrahlt. Als Bürgermedium lebt es von der Kreativität nicht nur seiner Macher, sondern auch seines bunt gewürfelten Publikums.
Nachdem Joachim Durrang 2004 ausstieg, traten nacheinander die Literaturjournalistin Helen Renee Seyd (bis 2009), die Studentin Eva Schnürer und der Autor und Komponist Thomas Kurze in die Redaktion ein. Die Bandbreite nahm zu, der Blickwinkel erweiterte sich um Themen der Literaturwissenschaft, Sprachphilosophisches, Experimentelles. Das Radio wird zum Labor, der Essay im Wortsinn ein Versuch, im Kraftfeld zwischen Dichtung und Theorie. In unregelmäßigen Abständen konzipieren und gestalten Jugendliche die Sendung. Zweimal holten WortWellen-Features den zweiten Platz beim „Media Surfer" Wettbewerb der Landesmedienanstalt für den privaten Rundfunk. Für die Zukunft nimmt sich der Schriftsteller Ewart Reder vor, mehr Erstsendungen neuer Texte zu bringen. Auch eigener. „Nach zehn Jahren dürfen wir das. Schiller hatte die Horen, Kraus die Fackel, Huchel Sinn und Form – Kurze und ich haben die WortWellen. Und die Autorenkollegen haben uns, herzliche Einladung. Mit Frau Schnürer ist das abgesprochen.
WortWellen sendet jeden 1. Mittwoch des Monats von 15-16 Uhr auf radio x.