Wie alles begann...

radio x Flyer 1986

1986

1986 gründeten einige Einzelpersonen aus der Frankfurter Kunst- und Musikszene die Initiative Radio X e.V. Sie hatten in Frankreich und den Niederlanden lokale und unabhängige (bzw. Piraten-) Stationen kennen gelernt, und wollten jetzt auch in Frankfurt ein alternatives Lokalradio aufbauen. Doch dafür fehlten zu der Zeit noch die gesetzlichen Voraussetzungen.

 


Über die Anfänge von radio x - Cornelia Heier im Radiointerview mit Petra Klaus im November 2012 (24:44 Min. / 22.7 MB). Weiteres zur Vorgeschichte von radio x findet Ihr im radio x Radioblog.

 

Mit einer Sondergenehmigung des Hessischen Rundfunk konnte Radio X zwei Sendeversuche durchführen: das Literarische Ohr zur Buchmesse 1987 und das Kunstradio 1988. Wenig später trat das hessische Privat-Rundfunkgesetz in Kraft, das nur einen einzigen landesweiten Privatsender vorsah. Für einige Zeit waren in Hessen sämtliche Möglichkeiten einer anderen Rundfunkkultur verschlossen.

Im Januar 1994, nachdem eine Änderung des hessischen Privatrundfunkgesetzes nichtkommerziellen lokalen Hörfunk prinzipiell ermöglichte, schlossen sich mehrere Gruppen und Einzelpersonen unter Erweiterung der Programmatik und Bandbreite zu Radio X-Mix e.V. als Trägerverein für NKL in Frankfurt zusammen. Einige hatten bei lokalen Sendern im Ausland (z.B. Community Radio, College Radio, in den USA) oder in anderen deutschen Bundesländern (Berlin, Hamburg, Nürnberg, München, Freiburg u.a.) Erfahrungen gesammelt und wünschten sich eine solche Möglichkeit auch in Frankfurt. Ziel war, sich gemeinsam um eine Sendelizenz für Nichtkommerziellen Lokalfunk (NKL) in Frankfurt zu bewerben.

Radio X-Mix e.V. wurde gegründet von:
Collectionism , Der Himmel geht weiter, INFRACom!, Institut für Neue Medien e.V., Kick e.V., La Brea, Lahuti Kulturverein e.V., Lissania Essay, Mausradio Frankfurt, Radio X e.V., Raggamuffin Sound System, Rogue, Ruffm, Selektion e.V., SUB e.V., WeltBeat , Verein Mode, Grafik und Design e.V., 707 e.V.

 


 

Projekte aus den Anfangstagen

 

Collect power by telephone (1986 - 1989)

Tägliche 4-Minuten-Sendungen über Telefon

Collect power by telephone (1986 - 1989)1986

 

IRS - International Radio Syndicate (1987)

Ein Projekt zur Documenta 1987 von Ponton mit Radio Bellevue/Code Public (F), radio x (D), Radio Rabotnik (NL), Radio Onde Rossa (I), Subgenius (USA) u.v.a.m.

RADIO X auf der Documenta 1987RADIO X, Documenta 1987

 

radio x: Das literarische Ohr (1987)

Eine Woche live von der Frankfurter Buchmesse 1987 (mit Unterstützung des Hessischen Rundfunks)

 

radio x: Kunstradio (1988)

Zehn Tage vor dem "Portikus" in Frankfurt im Mai 1988 (mit Unterstützung des Hessischen Rundfunks), Videodokumentation (3MB RealVideo)

 

radio x: Das literarische Ohr (1989)

Eine Woche Programm von der Frankfurter Buchmesse 1989 für Radio Lora, Zürich

 

TamTam (1989 - 1994)

Produktionen für verschiedene Sender in Frankreich von 1989 bis 1994

 

radio x: Public Dreamtime (1990 - 1992)

Monatlich für Radio 100, Berlin, 1990 - 1992

 

radio x: Public Dreamtime (1992)

Monatlich für Radio Z, Nürnberg, 1992

 

Radio in der Kathedrale 2 (1995)

Ein Tag Radiosimulation am 1. Mai 1995, Frühstücksradio von 12 bis 17 Uhr

radio x-mix sendet live aus der Kathedrale in die Kathedrale mit:

  • Anja Czioska: One Pussy Show
  • Beck/Augst: Talk Radio
  • Collectionism: Recycled Music
  • Das Omen: Gameboy Günther - die Gameshow im Radio
  • Ganjalliance: ruffm
  • Lahuti: Adabit nowine iran
  • Pink Power: Das Andere von nebenan
  • radio x: Hör in die Welt. Zu Gast: Andreas Kallfelz (Wir basteln Sushis)
  • Selektion: 15 freie Minuten
  • Trash a Gogo: Musik die niemand hören möchte

 

Radio im Mai (1996)

Zehn Tage Veranstaltungsfunk vom 17. bis 26. Mai 1996

Mit Radio im Mai hatte Radio X-Mix die Möglichkeit, zehn Tage Stadtradio in Frankfurt am Main mit einem ungewöhnlichen und vielfältigen Programm auf UKW 107,5 MHz zu präsentieren.

 

RadioVisionen (1997)

Symposium zur Zukunft unabhängiger Radiostationen am 8. Februar 1997

Vorträge zur Zukunft des Mediums Radio:
Welche Vorstellungen gibt es für die Zukunft des Mediums Radio? Wie werden sich Mikrostrukturen im Spannungsfeld neuer kommerzieller Radiotechnologien entwickeln? Wie wird ein Stadtsender zum Ursprung neuer Stile und anderer Lebensentwürfe? Wird das Radio zunehmend zum Fernsehen? Gibt es eine Renaissance des Hörens oder steht das Ende eines Mediums bevor? Wer wird in Zukunft Radio hören wollen? Welche Möglichkeiten eröffnet Internetradio? Wird die Aufhebung der Trennung zwischen Produzenten und Konsumenten Realität? Zu diesen und ähnlichen Fragen nahmen Radio-Spezialisten aus verschiedenen Bereichen Stellung.

 

RadioXperience (1997)

Neun Tage Veranstaltungsfunk und Internet-Radio vom 1. bis 9. März 1997

RadioXperience Opening Party 1997RadioXperience Opening Party 01. März 1997, v.l. Weller, Sevo

 

Zum zweiten Mal nach den zehn Sendetagen im vergangenen Jahr hat die lokale Initiative Radio X-Mix vom 1. bis 9. März 1997 in Frankfurt ein spannendes und unkonventionelles Radioprogramm mit hohem Live- und Wortanteil auf die Beine gestellt. Diesmal wirkten mehr als 150 Beteiligte, Kuenstler, Stadtteilinitiativen, Musiker, Diskjockeys und Autoren ehrenamtlich mit. Das einzigartige Programm auf der leistungsstarken UKW-Frequenz 97,1 MHz stand unter dem Motto "RadioXperience: taeglich live Literarisches und Triviales, Bewährtes und Xperimentelles, Musik und Stille".

Ein Schwerpunkt waren während dieses von der LPR Hessen mit Sonderlizenz genehmigten sogenannten "Veranstaltungsfunks" Kinder- und Jugendsendungen, die von den Machern auch selbst praesentiert wurden. Mitgewirkt haben unter anderem der Schülerladen "Haifischgrube", die Radio-AG der Helmholtzschule und das Jugendtheater "Practice" aus Seckbach. Stadtteilbezogene Sendungen waren ebenfalls stark im X-Mix-Programm vertreten, darunter das "Gallusfenster".

Lokale Informationen zu aktuellen Themen nahmen im Programm diesmal einen hohen Stellenwert ein. Beispielsweise informierte die Greenpeace-Gruppe Frankfurt mehrfach ueber ihre Mitwirkung bei den friedlichen Aktionen gegen den Castortransport im Wendland und stellte die Hintergruende dieser Proteste dar. Die Sendung zur Kommunalwahl mit Liveschaltungen zum Römer erreichte eine hohe Hörerbeteiligung mit Diskussionen über Wahlergebnisse, EU-Wähler und Nichtwähler.

Weitere Highlights waren die Diskjockey-Naechte mit neuester Clubmusik und die Liveübertragungen vor Publikum der Jazzreihe "Sounds like jazz or something" aus dem Freien Theaterhaus, in dem auch das Sendestudio untergebracht war. Zu festen Institutionen mit Kultcharakter haben sich die beiden Frühstückssendungen "SUB" (schwules Frühstücksradio") und "Gameboy Günther" (Comedyshow) entwickelt. Auch die Schiene "Es gibt kein richtiges Leben im Fallschirm" mit Ralph Foerg (Theaterhaus) und Gaesten wie Cornelia Niemann wurde zur morgendlichen Pflichtsendung für alle Frankfurter Zeitungsleser.

Erreicht wurde mit dem X-Mix-Programm nicht nur das gesamte Stadtgebiet Frankfurts, sondern auch die Umgebung. Hörerzuschriften und Anrufe gab es auch aus Gelnhausen, Hanau, Oberursel und Bad Homburg. Erstmals für ein nichtkommerzielles deutsches Programm waren die gesamten 200 Stunden Programm live weltweit im Internet zu empfangen.

 

Weiteres zur Vorgeschichte von radio x findet Ihr im radio x Radioblog. Dort gibt Petra Klaus, eine der Gründerinnen von radio x, einen Einblick in die Geschichte von radio x. Angefangen vom alles entscheidenden Frühjahr 1985 bis hin zum Sendestart lässt die Radiomacherin die Geschichte von radio x mit all ihren Höhen und Tiefen, lustigen Momenten und solchen großer Ratlosigkeit Revue passieren...

 

Seit dem 22.9.1997 sendet radio x täglich 24 Stunden.